Abigail ist im Januar 2013 geboren. Als sie frisch auf die Welt gekommen ist, hat sie uns damit überrascht, dass sich ein großes Loch zwischen ihrem Mund durchgängig zur Nase befand. Meine Mama und meine Schwester waren bei der Geburt dabei. Alle waren geschockt. Ich bin, soweit ich mich erinnern kann, erstmal recht ruhig geblieben. Ich habe mir gedacht, egal was ist, ich werde sie jetzt erst recht lieben. Es sind mehrere Ärzte zu mir in den Kreissaal gekommen und haben mich etwas über diese Lippen-Kiefer-Gaumenspalte aufgeklärt und dass man das heutzutage gut operativ verschließen kann. Wir mussten einige Stunden auf den Säuglingskrankenwagen warten, der bestellt wurde. Sie sollte im Kinderkrankenhaus betreut werden. Diese Zeit, bis der Krankenwagen gekommen ist, war sehr schlimm für uns alle. Wir haben uns Sorgen gemacht, weil Abigail oft Erstickungsanfälle bekommen und viel geschrien hat. Ich konnte sie ja leider nicht so einfach an die Brust legen. Die Spalte, die bis in den Rachen ging, war viel zu groß. Darüber war ich sehr traurig. Ich wusste gar nicht, ob ich sie jemals normal stillen konnte. Es war mein sehnlichster Wunsch, sie zu stillen. Ich habe mir vorgenommen, dass ich alles dafür geben werde, dass sie meine Milch bekommt.

Ich musste erstmal in dem Geburtskrankenhaus bleiben, weil es mir nach der Geburt sehr schlecht ging und viele Schmerzen hatte. Mein Papa und meine Schwester sind dem Säuglingskrankenwagen hinterhergefahren und haben sich um Abigail im Krankenhaus gekümmert. Am nächsten Tag habe ich Abigail einmal besucht, aber da ich mich immer noch nicht so gut gefühlt habe, bin ich erst am darauffolgenden Tag im Kinderkrankenhaus geblieben und habe Abigail versorgen können.

Ich habe sie mit der Flasche gefüttert, aber mit meiner eigenen Muttermilch. Die Zeit dort war enorm anstrengend. Ich war fast die ganze Zeit damit beschäftigt, mich um Abigail zu kümmern. Für Essen und Schlaf war wenig Zeit. Im Krankenhaus wurde für sie eine Gaumenplatte angefertigt, die für den Halt der Zunge verantwortlich war und dass sie besser trinken konnte.

Ich war so erleichtert, als Abigail acht Tage nach der Geburt aus dem Krankenhaus entlassen wurde und wir in unser neues zu Hause kommen durften. Es war ein kleiner Teil meiner Familie da, weil an diesem Tag mein Geburtstag war und wir versucht haben, etwas zu feiern. Aber ich war sehr müde und konnte den Tag kaum genießen.
Die ersten Monate nach der Geburt waren eine sehr gewaltige Zeit. Jeder Tag musste immer genaustens organisiert werden. Es gab viele Arzttermine mit Abigail. Ich habe alles dafür gegeben, sie so gut es geht mit meiner Muttermilch in der Flasche voll zu stillen. Sie hat anfangs sehr lange gebraucht, bis sie eine Flasche leer getrunken hat. Wir haben dafür bis zu eine Stunde gebraucht. Am Tag waren es ca. sechs bis sieben Flaschen. Mit der Zeit ging es immer besser. Das Gute war, dass Abigail von Anfang an ab und zu mit sich selbst beschäftigen konnte. Ich konnte sie einfach unter das Mobile legen und sie war zufrieden. Dafür bin ich sehr dankbar.
Als Abigail fünf Monate alt war, wurde sie das erste Mal operiert. Ihre Lippe wurde verschlossen. Es hat alles super geklappt. Mit zehn Monaten wurde der komplette Gaumen verschlossen und mit fast 1,5 Jahren wurde schon der Kiefer verschlossen. Es wurde ein bisschen vom Schädelknochen in die Kieferspalte implantiert. Das Ergebnis ist wundervoll geworden. Wir mussten für die OPs ca. fünf bis sieben Tage im Krankenhaus bleiben.

Wir gehen, seit Abigail ca. 8 Monate alt war, regelmäßig zur Logopädie. Das hat sehr viel gebracht für die Sprachentwicklung. Alle drei Monate müssen wir zum HNO-Arzt, da Abigail durch die Spalte auch eine schlechte Belüftung der Ohren hat. Sie hat sehr früh Paukenröhrchen in die Ohren bekommen, die auch zwischenzeitlich ausgetauscht werden mussten.

Jetzt ist sie fünf Jahre alt. Sie hat eine wundervolle Persönlichkeit. Durch ihre offene Art ist sie sehr beliebt und hat viele Freunde. Wir können viele schöne Dinge zusammen erleben. Sie ist sehr talentiert in vielen Bereichen. Ich bin so dankbar für so ein faszinierendes Kind!
Inzwischen wird sie Kieferorthopädisch behandelt. Seit August 2018 trägt sie ihre erste Zahnspange. Die findet sie bis jetzt richtig gut. Sie soll in nächster Zeit noch einmal operiert werden. Ihr Chirurg möchte eine Nasenkorrektur durchführen. Bin mal gespannt, was uns noch so alles erwartet. Es wird nie langweilig, aber wir sind ein eingespieltes Team!

„Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.“
1. Petrus 5,7